Ab und zu macht man als Seminarlehrer auch Lehrbeispiele. Das war einer der Antriebe, den Job diese Berufung zu machen. Stunden mal wieder gut zu durchdenken. Dass dazu auch zu wenig Zeit bleibt wie für vieles, hätte ich mir vor einem Jahr auch nicht träumen lassen.
Die Bezeichnung Lehrbeispiel ist natürlich Käse. Wie die Refis halte auch ich eher Lehrversuche – manche laufen richtig gut, andere katastrophal. Es ist halt Alltag, teilweise in mir fremden Klassen. Wir kochen eben alle nur mit dem selben Wasser.
Probiert habe ich bislang die Frühlingsfahrt von Eichendorff (Erschließung in GA mit Handlungsorientierung), dann einige Aufsatzstunden (Inhaltsangabe mit Goethes Totentanz – illustrative Aufarbeitung fächerübergreifend mit Kunst, in D weiter mit Satzverknüpfungen, die ja wesentlich sind für diese Aufsatzart).
Gleich nach den Osterferien habe ich Frühlingsgedichte mit einer 5. Klasse gemacht. Zunächst bei dem Wetter natürlich kurz raus in den Wald neben der Schule: Mit allen Sinnen (und einem AB in der Hand) Himmel, Luft, Bäume, Wiese, Blume wahrnehmen.
Nach dem Austausch unserer Erfahrungen habe ich das Gedicht vorgetragen, das eigentlich der Auslöser der Stunde war – ein zufälliger Fund: „Mählich durchbrechende Sonne“ von Arno Holz.
Mit den enthaltenen Adjektiven und Nomen kann man wunderbar arbeiten: Weglassen, ersetzen, erklären. Der Running gag war natürlich die Bedeutung des Wortes „Mählich“ – ich habe absichtlich die lexikalische Erklärung nicht gesagt und die Schüler raten lassen, um die kreativen Ideen nicht abzuwürgen.
Dann sollten die Schüler aus den Holz-Wortbausteinen ein eigenes Gedicht verfassen und sauber grafisch umsetzen.
Diese Hausaufgabe haben wir tags darauf im Kamishibai angeschaut. Einige Schüler durften sogar das Handy zücken und Fotos machen…